Karl-Markus Gauß: Schuldhafte Unwissenheit


Das neue Buch des Trägers des Leipziger Preises der Europäischen Verständigung besteht aus meist kurzen Texten, die sich mit Elementen jüdischer Geistesgeschichte, zeitgenössischer Gedenkpolitik und dem neueren Antisemitismus beschäftigen. Letzterer, der ja paradoxerweise seinen Ausgang mit dem Attentat der Hamas auf jüdische Menschen nahm, treibt Gauss besonders um. Sein Furor, wenn man seine von spürbarem Zorn grundierte, aber trotzdem klare Argumentation so nennen darf, zielt vor allem auf die unbelehrte Leichtfertigkeit ab, mit der gerade in gebildeteren linken Kreisen über Israel gerichtet wird. Damit ist die im Titel genannte Schuldhafte Unwissenheit gemeint. Das ist immer vorzüglich und prägnant geschrieben und durchgängig erhellend. Dass aber auch in seiner Perspektive eine gewisse unverbesserliche Einseitigkeit steckten könnte, darauf weist der am Schluss des Buches stehende neuartige Streit mit einem Bekannten hin: „So geifern sich, kaum dass sie unvorsichtigerweise auf den Krieg im Nahen Osten zu sprechen kommen, zwei alte Bekannte an, denen es früher nie an Themen für eine angeregte Plauderei gemangelt hat.“

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